Zweitzeug*in werden, Zweitzeug*in sein
ZWEITZEUGEN e. V.
Was passiert, wenn es keine Zeitzeug*innen des Holocaust mehr gibt?
Um die Erinnerungen an die Verbrechen der Nationalsozialist*innen wachzuhalten, erzählen wir als Zweitzeug*innen von ihren persönlichen Geschichten über das Leben vor, während und nach dem Holocaust. Hierfür haben wir 37 (Über)Lebensgeschichten dokumentiert, die wir jährlich an rund 6.000 Kinder und Jugendliche weitergeben.
Die Geschichten ermöglichen der jungen Generation Identifikationsmomente und können Anlass zu Mitgefühl sein. Wir ermutigen und befähigen sie, selbst zu Zweitzeug*innen zu werden, die Gedenkkultur und unsere Gesellschaft aktiv mitzugestalten.
Kinder und Jugendliche wünschen sich zeitgemäße, digitale Anwendungen für ihre Bildung. Sie haben das Potenzial, Interesse für sperrige Themen zu wecken, junge Menschen spielerisch an diese heranzuführen – unabhängig von Ort, Zeit und Bildungsorganisation und sie ermöglichen barrierearme Zugänge und Teilhabe.
Dafür haben wir unsere Lernplattform ›Werde Zweitzeug*in‹ (www.werde-zweitzeuge.de) entwickelt: Kinder und Jugendliche können in multimediale Storytellings eintauchen, drei (Über)Lebensgeschichten kennenlernen und werden zum Mitmachen angeregt und aktiviert.
Wir integrieren die Lernplattform auch in unserer analogen Bildungsarbeit und erste Evaluationen zeigen, dass digitale Elemente bereichernd und motivierend wirken. Darüber hinaus wurde das Lerntool ›Antisemitismus gestern und heute‹ entwickelt. Hierdurch soll Kindern und Jugendlichen verdeutlicht werden, dass Antisemitismus bereits vor der Zeit des Nationalsozialismus existierte und auch im Heute ein gesamtgesellschaftliches Problem ist. Junge Menschen können sich vertiefendes Wissen zu den Kontinuitätslinien von Antisemitismus aneignen und lernen, Strukturen und sich wiederholende Motive besser zu erkennen und zu decodieren.